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Langfristig tragfähige CDR-Märkte

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"Eine durchdachte CDR Integration könnte das EU-ETS zu einem Katalysator für industrielle Innovation machen und gleichzeitig die Umweltintegrität sowie den Fokus auf eine starke Emissionsminderung wahren."


Aufkommende ETS-Designs tendieren zu einer restriktiveren CDR-Integration mit hohen Standards

Bisher haben nur sieben Länder Pläne für eine spezielle CDR-Funktion in ihrem ETS

Während in vielen Ländern bereits Mechanismen zur Bepreisung von Kohlenstoffdioxid, wie eine CO₂-Steuer oder ein Emissionshandelssystem, existieren, ist CDR noch immer nicht weitgehend integriert. Von den 37 Ländern mit bestehenden und 23 Ländern mit geplanten Emissionshandelssystemen sieht nur eine Gruppe von sieben Ländern — nämlich Australien, Brasilien, China, die EU, Japan, Neuseeland und das Vereinigte Königreich — eine Rolle für CDR in ihren Ausgleichszertifikaten vor. Das Vereinigte Königreich und die EU sind die einzigen Länder, die nach den derzeitigen Plänen und Marktsignalen ausschließlich CDR-Zertifikate erlauben.

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Die Ansätze zur Integration von CDR in ETS können sich anhand von sechs allgemeinen Gestaltungskriterien unterscheiden

  • Integrationsmechanismus
  • Art des Zertifikats
  • Zertifikatsherkunft
  • Standardanforderungen
  • Verhältnis der Zertifikate
  • Flexibilitätsmechanismen

Globale Aufteilung des Mechanismus zur Integration in die Obergrenze

Die Integration von CDR-Zertifikaten in Emissionshandelssysteme erfolgt global unterschiedlich: China zieht Zertifikate bereits von der Obergrenze ab, Brasilien und das Vereinigte Königreich diskutieren dies noch. Das Vereinigte Königreich erwägt langfristig zusätzlich eine gesonderte Zielmenge an CDR-Zertifikaten innerhalb der Gesamtkapazität festzulegen. Australien und Japan dagegen ermöglichen zusätzliche Emissionen, die durch den Einsatz von CDR ausgeglichen werden können („on-top-of-cap“).

CDR meist neben anderen Kompensationszertifikaten zulässig

Australien und China erlauben bereits verschiedene Kompensationszertifikate, einschließlich CDR durch Aufforstung; China erweitert zudem auf Mangroven und prüft weitere Methoden. Japan testet aktuell unterschiedliche Systeme mit naturbasierten und technischen Optionen, während Brasilien u. a. DACCS und Wiederaufforstung für den Landsektor vorbereitet. Das Vereinigte Königreich beschränkt sich auf CDR mit hoher Dauerhaftigkeit und plant langfristig klar definierte Mengen für DACCS, BECCS und BCR.

Starke Befürwortung der Generierung von CDR-Zertifikaten innerhalb des Landes

Australien, China und das Vereinigte Königreich verlangen, dass CDR-Zertifikate im eigenen Land erzeugt werden, um lokale Projekte zu fördern und Qualitätsstandards sicherzustellen. Japan erlaubt internationale Zertifikate nur eingeschränkt und fordert bei technischen CDR-Projekten eine mindestens 20 -prozentige Beteiligung japanischer Unternehmen. Brasilien plant derzeit ausschließlich nationale Zertifikate, zeigt sich aber offen für künftigen internationalen Handel unter klaren Regeln.

Länder definieren ihre eigenen Standards

Alle fünf Länder setzen auf eigene Standards, um die Qualität und Glaubwürdigkeit von CDR-Zertifikaten sicherzustellen. Australien und Japan fordern zusätzlich hohe Dauerhaftigkeit, klare Additionalität und solide MRV-Systeme, während China seine Regeln nach Problemen im Pilotprogramm verschärft hat. Das Vereinigte Königreich erarbeitet strenge Standards über die British Standards Institution, Brasilien befindet sich noch im Konsultationsprozess.

Umrechnungsfaktoren zur Sicherstellung der Integrität von Zertifikaten

China, Japan und Brasilien setzen auf ein einfaches 1:1-Verhältnis zwischen entnommener Tonne CO₂ und Zertifikat. Australien wendet je nach Dauerhaftigkeit und Rückverlagerungsrisiko Abschläge an – z. B. 5 % für Risikopuffer und 20 % bei kurzer Speicherung. Das Vereinigte Königreich plant ebenfalls einen Risikopuffer für weniger dauerhafte CDR-Methoden.

Mengenbegrenzungen schränken die Verwendung von CDR-Zertifikaten ein

Die Flexibilitätsregeln variieren stark zwischen den Ländern. Australien erlaubt den breitesten Einsatz von Kompensationszertifikaten, verlangt aber ab 30 % Nutzung eine Begründung und hat eine Preisobergrenze von rund 43 €. Japan und China beschränken den Einsatz auf 5 % pro Emittent; China erlaubt zudem nur Zertifikate aus Projekten ab 2024. In Brasilien und dem Vereinigten Königreich sind die Mechanismen noch in Entwicklung, wobei das Vereinte Königreich eine Obergrenze für die erste Integrationsphase ab 2028 erwägt.

Die Verknüpfung von ETS mit CDR wird in den verschiedenen Rechtssystemen ständig weiterentwickelt

Australien und China haben CDR bereits in ihre Emissionshandelssysteme integriert, entwickeln die Regeln aber weiter, etwa zur Einbindung internationaler Zertifikate. Japan und das Vereinigte Königreich passen ihre Rahmenwerke an, Brasilien führt sein ETS bis 2030 schrittweise ein. Trotz gemeinsamer Zielrichtung unterscheiden sich die Länder deutlich bei Standards, Zertifikattypen und Mengenbegrenzungen.

Selbst ein begrenzter Zugang zum EU-ETS könnte bis 2040 50–75 Mio. Tonnen CDR ermöglichen

Die EU hat keine spezifischen Leitlinien für die Integration von CDR veröffentlicht, aber einige Elemente weisen eine Richtung auf

CRCF, ein freiwilliger EU-weiter Rahmen für die Zertifizierung von CDR-Aktivitäten, kategorisiert CDR in drei Typen, die jeweils eine Mindestdauerhaftigkeit haben:

  1. Carbon Farming (Dauerhaftigkeit mindestens 5 Jahre)
  2. Kohlenstoffspeicherung in langlebigen Produkten (Dauerhaftigkeit mindestens 35 Jahre)
  3. Permanente CO2 -Entnahme (Dauerhaftigkeit von mindestens 200 Jahren

Die Integration muss die Grundprinzipien des EU-Emissionshandelssystems und die umfassenderen Netto-Null-Bemühungen aufrechterhalten

Die Ausgestaltung eines tragfähigen Integrationspfads erfordert eine Abstimmung mit den Grundprinzipien des EU-ETS sowie den übergeordneten Netto-Null-Zielen der EU.

Ein ideales ETS sollte CDR nutzen, um eine Netto-Emissionsreduktion zu erschwinglichen Kosten zu ermöglichen

Wenn die Emissionsobergrenze im EU-ETS gegen null geht, wird der Ausgleich verbleibender Emissionen zunehmend teuer oder technisch schwierig. Dauerhafte CDR-Methoden wie BECCS, BCR und später auch DACCS können helfen, diese Restemissionen kosteneffizient zu bewältigen. Voraussetzung dafür ist eine gezielte Gestaltung: CDR muss rechtzeitig, in begrenztem Umfang und mit hoher Qualität eingeführt werden, um Systemkosten zu senken, ohne die Dekarbonisierung zu verzögern.

Meta-Analyse zeigt starken Konsens bei den meisten ETS-Design-Dimensionen

Zur Ergänzung der politikorientierten Sichtweise zeigt eine Meta-Analyse der neueren akademischen Literatur und Modellierungsstudien eine starke Übereinstimmung in den meisten Gestaltungsdimensionen für die Integration von CDR in das EU-ETS.

Meta-Analyse legt nahe, dass 50–75 Mio. Tonnen CDR bis 2040 in den Geltungsbereich des EUEmissionshandels einbezogen werden könnten

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Eine rasche Skalierung von CDR ist möglich, hängt aber von der Wahl des Konzepts und den länderspezifischen Zwängen ab

Selbst ein zurückhaltendes Szenario mit 50–75 Mio. t CDR bis 2040 erfordert ab 2026 eine jährliche Wachstumsrate von über 40 %. Dafür braucht es frühzeitig klare Regeln, besonders für dauerhafte Methoden und die langfristige Einbindung ins EU-ETS. Gleichzeitig bestehen Risiken: Die aktuelle Projektpipeline reicht nicht aus, internationale Zertifikate könnten nötig sein, und nationale Unterschiede bei Flächenverfügbarkeit oder Stromkosten müssen in der Planung berücksichtigt werden.

EU wird wahrscheinlich CDR mit hoher Dauerhaftigkeit schrittweise einführen, um die Preise für Zertifikate zu senken und gleichzeitig die Einführung von CDR zu fördern

Ein schrittweiser Einstieg von CDR ins EU-ETS mit zunächst kleinem Volumen könnte die Transformation zu Netto-Null bis 2040 erleichtern und Preisspitzen abfedern. Voraussetzung ist, dass nur hochwertige, dauerhafte Methoden wie DACCS und BECCS zugelassen werden, ergänzt durch Instrumente wie CCfDs, um hohe Einstiegskosten abzufangen. Ein klarer Integrationspfad würde Investitionssicherheit schaffen, Innovation fördern und der EU eine Vorreiterrolle sichern – ohne den Fokus auf Emissionsminderung zu verlieren.

Ausblick: Freiwillige Mechanismen können die Unterstützung des CDRMarktes über den EU-ETS hinaus erweitern

Der freiwillige Kohlenstoffmarkt kann CDR-Methoden ergänzen, die noch nicht ETS-fähig sind, sofern klare Qualitätsstandards eingehalten werden. Dafür braucht es u. a. verbindliche Unternehmensziele, bessere Markttransparenz, wirtschaftliche Anreize und eine klare Kommunikation zum Nutzen von CDR. Auch die Integration in Unternehmensbilanzen ist entscheidend, etwa über Standards wie den SBTi, der CDR ab 2030 stärker berücksichtigen könnte.

Anbieter und Abnehmer können trotz politischer Unsicherheit jetzt handeln

  • Die konkreten Auswirkungen auf Einkäufer und Lieferanten hängen von den Gestaltungsentscheidungen der EU ab
  • Trotz der Ungewissheit können Anbieter bereits jetzt einige Maßnahmen ergreifen 🔗
  • Um sich auf die Integration von CDR vorzubereiten, sollten Einkäufer die Bereiche Politik, Strategie und Beschaffung abdecken
  • EU und die nationalen Politikinstrumente müssen die Lücke bis zur Integration von CDR in den EU-ETS in den 2030er Jahren schließen
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